„Spionagerauchmelder“: BIG BROTHER VONOVIA

25-02-19 MV-Vonovia Multisensor Essen anonRauchmelder können Leben retten. Seit dem 1.1.2017 sind sie NRW in allen Wohnungen Pflicht. Damit sie sicher funktionieren, müssen sie jährlich kontrolliert und meist nach 10 Jahren erneuert werden. Das bedeutet für viele Mitte des letzten Jahrzehnts eingebaute Rauchmelder: Jetzt. Die meisten Vermieter bauen nun Modelle ein, die aus der Ferne auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft werden können, ohne mit dem Datenschutz in Konflikt zu geraten. Dass der Ersatz relativ preiswert geschieht, daran haben die Vermieter ein Eigeninteresse. Denn die Kosten der Erneuerung vorhandener Geräte können nicht auf die Miete aufgeschlagen werden.  Der größte deutsche Vermieter aber will diese Regel umgehen.

Die Vonovia hat zusammen mit dem Ablese-Dienstleister Techem einen Apparat entwickelt, der angeblich mehr kann als die Konkurrenz, dafür aber auch mit 134 Euro pro Stück das Mehrfache kostet. Das „Multisensor Plus“ genannt Gerät soll vor Kohlenmonoxid und Hitze warnen, Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen. Die Daten können gespeichert, über Funk versandt und per App abgefragt werden. Obwohl damit in die Privatsphäre der MieterInnen eingegriffen wird, baut die Vonovia die teuren Geräte ungefragt in ihre Wohnungen ein, deklariert sie als Modernisierung und berechnet jährlich 8% der Kosten als Mieterhöhung. Würde in allen Wohnungen so verfahren, könnte die Vonovia jährlich 17 Millionen Euro zusätzliche Mieteinnahmen verbuchen. Und nebenbei könnte sie kontrollieren, wie die MieterInnen heizen und lüften, oder wie oft sie Besuch haben.

Aber auf Weg dahin bekommt die Vonovia ernsthafte Schwierigkeiten.> Schon in der ersten Einbauphase haben Mieter Frankfurt, Stuttgart und Ulm den Einbau verweigert und die Öffentlichkeit mobilisiert. Neben unnötigen Kosten befürchten sie Verstöße gegen den Datenschutz. Zusatzfunktionen wie die Kohlenmonoxid-Warnung wurden <auch von Fachleuten> als überflüssig und irreführend entlarvt. In den meisten Wohnungen befinden sich keine möglichen Quellen für Kohlenmonoxid <(z.B. eine Gasetagenheizung)>, und an der Mitte der Decke sind diese Melder auf jeden Fall falsch platziert. Für wirksame Warnungen vor Kohlenmonoxid und starker Hitzentwicklung <(bei einem Brand in der Küche)> gibt es spezielle Geräte, und die sind auch preisgünstiger als das Vonovia-Techem-System.

Die Vonovia musste auf die Kritik reagieren und liefert nun in NRW angeblich nur noch Geräte aus, bei denen die Datenübertragung ausgeschaltet ist. Die Zusatzfunktion kann aber jederzeit aktiviert werden.

Die Vonovia will unbedingt an ihrem System festhalten. Bezahlt von den Mietern schafft sie sich die Infrastruktur für die Erfassung des Alltagslebens von mehr als 1,5 Millionen Menschen. Zusammen mit dem digital gespeicherten Wissen über Mietverträge, Energieverbräuche und Zahlungsverhalten entsteht eine gigantische Kontrollmacht. Mit dem grundgesetzlichen Schutz der Privatsphäre und der Wohnung ist das nicht vereinbar. Der Gesetzgeber muss der Datenerfassung durch Wohnungskonzerne Grenzen setzen. Die Mieter sollten sich organisieren und den Abbau der Spione offensiv verweigern.

Beispiel Widerspruck gegen den Einbau (für ein Mitglied in Essen)