Nach Protesten: Schweizer Wohnungs-AG Peach nahm Kündigungen und Mahnungen zurück

[UPDATE 14.4.0221] Im letzten Jahr hat der Luxemburger Immobilienkonzern Grand City Properties ein Paket mit tausenden Wohnungen in NRW an den Zürcher Immobilienkonzern Peach Property Group verkauft. Darunter auch die Häuser in dem Wohnviertel Auf dem Höffken/Wannen in Witten-Heven. Keine drei Monate nach dem Verwalterwechsel erhielt eine ganze Reihe von MieterInnen nun Zahlungserinnerungen in vierstelliger Höhe. Einzelnen langjährigen Mietern wurde sogar fristlos  gekündigt. Der MieterInnenverein Witten, der seit vielen Jahren Menschen aus diesem Quartier vertritt, sprach von einem „sinnlosen Versuch, die MieterInnen zur Zahlung unbegründeter Forderungen zu bewegen“. Inzwischen hat Peach in Schreiben den den MieterInnenverein und die betroffenen Mietenden die Kündigungen zurückgezogen und auf Altforderungen verzichtet.

Auf dem Höffken

Die nunmehr zurückgezogenen Mahnschreiben der Dortmunder Peach-Verwaltung an die Hevener Mieter wiesen Forderungen in unterschiedlicher Höhe auf. Aber eines hatten sie gemeinsam:  Die Forderungen waren allesamt nicht überprüfbar. Die Hauptforderungen bestanden in hohen negativen Saldobeträgen für den 31.12.2020. Wie sich diese angeblichen Schulden zusammensetzen, war den Mahnschreiben nicht zu entnehmen. „An den falschen Angaben zu den Zahlungsverpflichtungen seit Anfang des Jahres ließt sich aber feststellen, dass Betriebskostenvorauszahlungen in einer Höhe verlangt werden, die wir schon vor vielen Jahren abgelehnt haben“, erklärt der MieterInnenverein. „Nach unseren Protesten hat die Peach Verwaltung diese schon lange unbegründeten Forderungen  nun endlich gestrichen. Damit hat sie den MieterInnen, aber auch sich selbst, eine Menge Ärger erspart.“

Im Falle der Eheleute B., die eine Kündigung erhalten hatten und bis zum 25. März die Wohnung räumen sollten, wurde außerdem eine Mietminderung ignoriert, die seit vielen Jahren wegen hartnäckiger Schimmelschäden vorgenommen wird.  In den Wintermonaten bildet sich in den Fensternischen und an unterschiedlichen Stellen der Außenwände und der ungedämmten Decke immer wieder dicker, gesundheitsschädlicher Schwarzschimmel. Wenn die Räume trotzdem noch bewohnbar aussehen, liegt es daran, fass Frau B. die Schäden alle paar Wochen überstreicht. Auch diese Mietmnderung hat Peach nun akzeptiert.

Ärger mit unbegründeten Mahnschreiben ist den Mietern in den Häusern nicht neu. Sie waren meist die Reaktion des Vermieters darauf, dass die Mieter fehlerhafte Betriebskostenabrechnungen zurückwiesen. Seit dem erstmaligen Verkauf im Jahre 2005 habe es nicht eine einzige vollständig korrekte Nebenkostenabrechnung gegeben, sagt Mietvereinsprecher Knut Unger. „Mal wurden Heiz- und Müllkosten völlig falsch aufgeteilt, dann wurden Mietzahlungen nicht korrekt aufgeführt oder Winterdienstkosten verlangt, obwohl die Mieter den Schnee fegten.“ Statt vollständiger Kostenbelege erhielten die Mieter mit schöner Regelmäßigkeit unbegründete Mahnschreiben, die unter andere längst verjährte Forderungen enthielten.

„Peach Property  hat diesen Unfug nach der Übenahme der Verwaltung leider ohne Prfung der Tatsachen einfach fortgesetzt“, stellt Unger fast. „Dass dann aber den Mietern auch noch gekündigt wird, schlug dem Faß den Boden aus. Dass das Unternehmen diese Kündigungen zurückzog, war selbstverständlich und überfällig.“

Unter den Gekündigten befand sich ein 87jähriger Rentner, der seit dem Bau der Häuser hier wohnt und keineswegs mehr umziehen möchte. Für ihn war die fristlose Kündigung eine ebenso große Belastung wie für die Eheleute B.. Die wollten nach Fortzug der Kinder eigentlich in eine kleinere leerstehende Wohnung im Hause ziehen. Jetzt aber forderte die neue Verwaltung die Zahlung von mehr als 5000 Euro angeblicher Rückstände, bevor sie den Mietvertrag unterschreiben. Die Eheleute haben ganz in der Nähe einen Garten, sie wohnen hier seit 20 Jahren, Nach den Privatisierungs-, Spekulations- und Mieterhöhungswellen der letzten zwei Jahrzehnte gibt es in Heven kaum noch erschwingliche Wohnungen für Familien mit Migrationshintergrund. Und wenn, dann handelt es sich um ähnliche Geschäftsmacher wie Grand City oder Peach.

„Offensichtlich haben die Manager von Peach hier Wohnungen gekauft, ohne sie sich vorher anzusehen“, sagt Unger.  „Wei wir unwzsichen erfolgte der Verkauf über einen Share Deal, bei dem die Grunderwerbssteuer umgangen wird. Die ehemaligen  Werkswohnungen gehören nicht an die Börse. Sie gehören in öffentliche oder gemeinnützige Hand.“

Die Peach Property Group AG ist eine schweizerische Aktiengesellschaft, die in den letzten beiden Jahren durch Zukäufe von Immobilien in Deutschland stark angewachsen ist. Laut eigenen Angaben besitzt sie 23.000 Wohnungen mit einem Immobilienwert von 1,8 Mrd. Euro.  Auch in Dortmund und weiteren Städten in der Region ist Peach in den letzten Wochen mit unbegründeten Mahnschreiben aufgefallen.