Mieter-Erfahrungen mit dem „Energiesprong“ bei Vonovia

PRESSEKONFERENZ VOR ORT / BEGEHUNG

  • Montag, 16. Oktober 2023, 16 Uhr
  • Start: Spielplatz vor den Häusern Schulze-Delitzsch-Str. 48-52 in Witten

Mieter berichten über ihre ernüchternden Erfahrungen  mit dem ehrgeizigen Modernisierungprojekt

In einem Block mit lange vernachlässigten ehemaligen Werkswohnungen in Witten-Heven hat die Vonovia ein ehrgeiziges energetisches Modernisierungsprojekt gestartet. „Energiesprong“ heißt das ursprünglich aus den Niederlanden stammende Konzept: Durch die Kombination von Dämmmaßnahmen, Wärmepumpen und Erzeugung von Strom mittels Photovoltaik sollen die Häuser im Jahresschnitt möglichst nicht mehr Energie verbrauchen als sie erzeugen. Damit es schnell geht, werden die Gebäude im großen Stil mit vorgefertigten Bauteilen „eingehaust“, die mehrere Funktionen integrieren. Entsteht hier eine technische Lösung für die sozialverträgliche Klima-Sanierung der vielen ehemaligen Sozialwohnungen aus den 60er und 70er Jahren?

Die bisherigen Erfahrungen der MieterInnen der Objekte sind – 10 Monate nach Ankündigung der Maßnahmen – eher ernüchternd. Die Ankündigung ließ die Mieter über die genauen Folgen im Unklaren. Zum Beispiel werden die Wohnungen durch die dicken Dämmungen und die Einhausung der Balkone wesentlich dunkler. Außerdem war die Maßnahme im Detail  unzureichend geplant. Bei der Umsetzung kam es zu zahlreichen Überraschungen und Fehlern. Die Fertigstellung verzögert sich um viele Monate. Es kommt zu  eigentlich vermeidbaren Belastungen der Mieter mit Lärm und Staub. Die Maßnahme erfolgt ohne Einbindung in ein soziales Konzept zur Verbesserung des Wohnumfeldes. Es gibt in dem Quartiers massive Problem mit der extrem teuren Müllentsorgung. Die Spielplätze sind für die vielen Kinder völlig unzureichend. Die Bewohner klagen über Parkplatzmangel.

Die Vonovia hat den Mietern mögliche Mietererhöhungen von über 7 Euro pro Quadratmeter vorgerechnet. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften sind die Mieterhöhungen allerdings auf 2 Euro pro Quadratmeter gedeckelt. Einen Großteil der sehr hohen Kosten wird der Staat zahlen. Leider legt die Vonovia die Subventionen nicht offen. Bei Wiedervermietungen ist trotzdem mit sehr starken Mietensprüngen zu rechnen, denn in Witten gilt keine Mietpreisbremse. Schon vor der Modernisierung verlangte die Vonovia von Neumietern – häufig Familien mit Migrationshintergrund – Mieten, die mehr als 40 % über denen der Altmieter und des Mietspiegels lagen. Preisgünstiger Wohnraum für Familien mit Kindern geht verloren.

Sehr kritikwürdig ist auch die Kommunikation der Vonovia mit den MieterInnen und ihrer Interessenvertretung.  Nach wirtschaftlichen Härteeinwände von MieterInnen mit geringen Einkommen versuchte die Vonovia diese zu Vereinbarungen zu überreden, mit der sie auf ihre Prüfrechte verzichteten. Anfragen werden nur oberflächliche beantwortet. Es liegen und auch Informationen dazu vor, dass Vonovia-Mitarbeiter versuchten, Mieter, die ihre Recht mit dem MieterInnenverein wahrnahmen, einzuschüchtern.

Unser Fazit: Eine an sich gute Idee wird durch die unzureichende ganzheitliche Planung und fehlende Mietermitbestimmung bei dem renditegtriebenen Konzern konterkariert.

Ausführlicherer Artikel hier:

„Energiesprong“ bei Vonovia: Einhausung einer maroden Substanz?

Im Anschluss an die Begehung findet um 18 Uhr in dem benachbarten Vereinslokal „Zur Dritten Halbzeit“ eine Informationsveranstaltung zu den umstrittenen Betriebskostenabrechnungen der Vonovia und ihrer gemeinschaftlichen Prüfung statt.