Ratschlag: Wohnungsnot in Witten

Für Donnerstag,  5. März um 19 Uhr lädt der MieterInnenverein Witten zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Wohnungsnot in Witten“ in die in die Gaststätte „Zum Alten Fritz“ in der Augustastr. 27 ein. Nach Erfahrungsberichten und Einführungen in die Problematik aus unterschiedlicher Perspektive soll über Vorschläge zu kommunalen Verbesserungen beraten werden.   

Impulse: Knut Unger (Sprecher MieterInnenverein), Rechtsanwältin Gertraud Cölsche (MieterInnenverein), Alexandra Gehrhardt (Straßenmagazin BODO), Stefan Borggraefe (Pirat und Mitglied des Sozialausschusses) .

Immobilienspekulation, Mietenanstieg und die Verknappung bezahlbaren Wohnraums machen auch um Witten keinen Bogen. „Modernisierungen“ und Eigenbedarfskündigungen verdrängen Menschen und machen sie zu Wohnungssuchenden. Wohnungskonzerne wie Vonovia und LEG verlangen für ihre ehemaligen Sozial- und Werkswohnungen inzwischen Mieten, die weit über dem Mietspiegel liegen. Neue bezahlbare Wohnungen werden kaum gebaut.
Das wirkt sich besonders extrem auf Menschen mit knappem Einkommen oder in schwierigen Lebenssituationen aus. Wer auf Sozialleistungen angewiesen ist, hat es immer schwerer, eine Wohnung zu behalten oder zu finden, deren Kosten von den Behörden akzeptiert werden. Wer wegen Arbeitslosigkeit, Krankheit, Leistungskürzungen (Sanktionen), Unkenntnis oder auch Schlamperei in Mietschulden gerät, kann schnell eine Räumungsklage erhalten. Und wer sich dann nicht rechtzeitig um Hilfe kümmert und sie auch bekommt (!), dem droht die Wohnungslosigkeit.     
Der MieterInnenverein Witten ist in seiner Beratung zunehmend mit Kündigungen, Räumungsprozessen und Zwangsräumungen konfrontiert. Ohne anwaltliche Begleitung sind die  Betroffenen vor Gericht meist aufgeschmissen. Die Stadt wird über Räumungsklagen informiert, aber von aufsuchenden Hilfen für Wohnungsnotbetroffene hat der MieterInnenverein noch nichts bemerkt. Mietschulden werden vom Jobcenter allenfalls auf Kredit übernommen, und damit hat man als Betroffener die nächsten Schulden und ein weiteres Handicap bei der Wohnungssuche am Hals.
Wer das Pech hat, in den städtischen Wohnungslosenunterkünften zu landen, findet sich oft in einer Umgebung wieder, die eher zu einer Verfestigung seiner miserablen Situation führt. Vor allem in der eigentlich nur als kurzzeitige Notunterkunft gedachten Einrichtung Am Mühlengraben leben Menschen jahrelang – nicht selten bis zum Tod.
Neben der „offenen Wohnungsnot“ gibt es die verdeckte: Menschen, die in schimmeligen, unzumutbaren, zu großen und/oder eigentlich für sie nicht bezahlbaren Wohnungen ausharren, die von hohen Mieten in Armut und Schwarzarbeit getrieben werden, die von einer prekären Wohnungssituation in die nächste schlittern, die unfreiwillig bei Angehörigen oder Bekannten unterkommen.
Um diese Situation zu verbessern, müssen steigende Mieten, Leerstand, Wohnungsvernachlässigung und Verdrängungen im Wohnungsbestand bekämpft und neue bezahlbare Wohnungen in gemeinnütziger Trägerschaft geschaffen werden. Die städtischen Sammelunterkünfte für Wohnungslose müssen durch eine dezentrale Unterbringung mit guter Betreuung ersetzt werden. Es müssen aber auch die Prävention, die Hilfen für Wohnungsnotfälle und die Wohnungsvermittlung für alle verbessert werden.