Aufsuchende Rechnungsprüfung bei Velero Wohnen

MieterInnen wollten vor Ort Einsicht in den Beleg der Nebenkostenabrechnungen nehmen. Aber der Verwalter öffnete nicht.

Seit mehreren Jahren warten MieterInnen in Witten und Dorsten vergeblich darauf, dass ihnen der deutschlandweit tätige Immobilienkonzern „Velero Wohnen“ Einsicht in den Beleg der Nebenkostenabrechnungen gewährt.  Am 23. März wollten sie endlich Klarheit schaffen. Nach rechtzeitiger Vorankündigung suchte eine Abordnung der MieterInnenvereins  mit 5 betroffenen MieterInnen die Velero-Geschäftsstelle in der Bochumer Karl-Langestraße auf. Aber die Türen blieben verschlossen. „Damit ist bestätigt, dass die Velero keine Einsichtnahme in die Kostenachweise ermöglicht“, erklärt Knut Unger vom MieterInnenverein Witten. „Unsere Mitglieder können die Nachforderungen des Vermieters und ihre laufende Vorauszahlungen für die Betriebskosten zurückbehalten.“

Um die Richtigkeit der jährlichen Betriebskostenabrechnungen zu prüfen, haben MieterInnen das Recht auf Einsichtnahme in die vollständigen Rechnungen, Verträge und Zahlungsnachweise.  Die Firmen Velero-Immobilien GmbH  und Velero-Verwaltungs GmbH reagieren jedoch seit langem nicht auf die entsprechende Schreiben der MieterInnen und von Mietervereinen. Stattdessen erhalten MieterInnen, die die Nebenkosten-Nachforderungen der Velero mit Recht zurückbehalten, Mahnschreiben. Es kommt auch zu gerichtlichen Verfahren

„Wir haben lange geschellt, die Fenster in dem Verwaltungsgebäude standen offen. Aber niemand hat aufgemacht“, sagt Verka Hinic. Die Mieterin war im Jahr 2021 von dem Auftraggeber der Velero-Wohnungsverwaltung dem Luxemburger Fonds REIP-P-Second, auf Zahlung von rund 3000 Euro wegen angeblicher Rückstände aus den Betriebskostenabrechnungen 2015 bis 2018 verklagt worden. Das Amtsgericht Witten wies die Klage überwiegend ab. Große Teile der Abrechnungen waren schon aus formellen Gründen unwirksam. Nur 315 Euro musste Frau Hinic zahlen. Angeblich hatte sie es versäumt, für die Abrechnung 2018 rechtzeitig die Einsichtnahme in die Belege zu nehmen. Der MieterInnenverein hatte stattdessen die Übersendung der Belegkopien gefordert. Dass die in Berlin ansässige Wohnungsverwaltung überhaupt nicht angeboten hatte, die Belege in Bochum zur Verfügung zu stellen, ignorierte das Gericht.

Seitdem forderte der MieterInnenverein sicherheitshalber die Einsichtnahme in die Originale. Darauf aber reagierte die Velero nicht. Sie schlug keine Termine für die Rechnungslegung in Bochum vor. Sie reagierte auch nicht, als der MieterInnenverein von sich aus für den Februar mehrere Einsichtnahme Termine anbot. Daraufhin setzte der MieterInnenverein den 23. März als definitiven Prüftermin fest und teilte dies der Velero mehrfach mit. Aber auch diesmal war  nicht zu sprechen.

„Das sind wir von der Velero gewohnt“,  sagt Rita Zachraj, eine Vertreterin der Mieterinitiative Dorsten-Barkenberg. „Auch bei anderen Problemen ist die Verwaltung kaum zu erreichen. Das Personal wechselt ständig.“

Annette Hilfing, ein andere Mieterin aus der stark von Leerstand betroffenen Siedlung, hatte sich auf ein Angebot der Velero verlassen: 200 Euro Prämie bot die Firma für jede Vermittlung eines neuen Mietvertragsabschlusses. Frau Hilfing hat drei neue Mietparteien vermittelt. Nur die versprochene Prämie hat sie noch nicht erhalten. „Ich habe überall angerufen und hingeschrieben. Aber keiner konnte mir Auskunft geben.“

Auch bei der Pflege der großen Außenanalagen in Barkenberg kam es zu Problemen. „Die Velero hat Büsche und Bäume ohne Rücksicht auf die dort lebenden Tiere gerodet“, berichtet Mieterin Silvia Wegner. Nach öffentlichen Protesten musste die Verwaltung zur Beruhigung des Unmuts Igel-Häuser und Eichhörnchen-Koben zur Verfügung stellen.

„Solches Missmanagement ist bei Wohnungsunternehmen, die von Finanzanlegern kontrolliert werden keine Seltenheit“, kommentiert Knut Unger. „Diesen Firmen sind nur an hohen Mieten und geringen Kosten interessiert. Als ansprechbare Vermieter existieren sie häufig kaum.“

Frau Hinic ist inzwischen ausgezogen bei der Velero in Witten. Aber der Ärger mit diesem Scheinvermieter ist noch nicht zu Ende. „Ich erhalte monatlich Zahlungserinnerungen wegen der Nachforderungen aus den alten Betriebskostenabrechnungen. Es sollen über 1000 Euro aufgelaufen sein. Die Kaution haben sie auch nicht ausgezahlt. Aber das lasse ich mir nicht gefallen. Ich kämpfe  bis ich gewinne.“

Diese Aktion ist Teil des Housing Action Day 2022  und des Wittener Mietentribunals.