Mieterhöhungen: Vonovia leugnet selbst geschaffene Tatsachen

Laut WAZ Witten vom 20.10.2017  bestreitet die Vonovia-Sprecherin Bettina Benner, dass im Zuge der Modernisierungsmaßnahmen in Witten Mieterhöhungen von etwa 60 Prozent geplant sind. Diese Behauptung widerspricht den von der Vonovia selbst gesetzten, schriftlich belegten Tatsachen.


Mieter in der Raiffeisenstraße 1 erhielten mit Schreiben vom 13.6.2017 eine „Ankündigung Modernisierung Heizung“ in der es auf Seite 4 heißt: „Die voraussichtliche Mieterhöhung beläuft sich auf 45,58 € monatlich.“

Am 11.10.2017 erhielten dieselben Mieter ein Schreiben „Ankündigung Modernisierung“ für eine weitere Maßnahme. Hier heißt es auf Seite 3: „Voraussichtliche Mieterhöhung monatlich: 149,53 Euro.“

In der Summe handelt es sich um eine voraussichtliche Mietanhebung um 195,16 Euro. Da die bisherige Grundmiete in diesem Fall ausweislich der letzten Betriebskostenabrechnung 330,62 Euro beträgt, beläuft sich die voraussichtliche Mieterhöhung auf 59 Prozent der Grundmiete.

Von einer „Kappung der Miete“ ist in den offiziellen Ankündigungsschreiben im Unterschied zum WAZ-Artikel übrigens nicht die Rede. Wenn die Miete, wie von der Pressesprecherin behauptet, auf 7,36 Euro pro Quadratmeter gekappt würde, wären das bei einem Ausgangswert von 5 Euro  47,2 % Mieterhöhung. In dieser Rechnung ist aber die Erhöhung wegen der Heizungsmodernisierung offenbar nicht enthalten.

VONOVIA TRICKST AUCH BEI MIETERHÖHUNGEN OHNE MODERNISIERUNG

Über einen weiteren Aspekt wurde noch nicht berichtet: Ein  Teil der MieterInnen in den von der Vertreibungsmodernisierung betroffenen Häusern hat im August Mieterhöhungsverlangen zu Anpassung an die ortsübliche Vergleichsmiete erhalten. Mit den dem Mieterverein vorliegenden Schreiben begeht die Vonovia die Zustimmung zu Mieterhöhungen um Beträge zwischen 12 und 24 Euro. Offenbar versucht die Vonovia also noch vor der Modernisierung weitere Mieterhönungen durchzusetzen, die Modernisierungserhöhung kommt dann noch „oben drauf“, In der Summe könnte auf die BewohnerInnen Mieterhöhungen von 64 Prozent und mehr innerhalb von 12 Monaten zukommen.

Die Anpassung an die ortsübliche Vergleichsmieten erfolgen übrigens ebenso wie bei der LEG unter Berufung auf drei besonders teure „Vergleichswohnungen“ aus dem eigenen Wohnungsbestand. Im Unterschied zu den Wohnungen an Raiffeisenstraße sind die betreffenden Häuser aber bereits mit einer Wärmedämmung ausgestattet. Und eine der Vergleichswohnungen wegen der Größe nicht vergleichbar. Diese und viele andere Mieterhöhungen der Vonovia zum 1. November 2017 sind nach Einschätzung des MieterInnenvereins deshalb formell unwirksam. Die MieterInnenverein rät allen betroffenen Vonovia-Mietern, die Mietererhöhungsschreiben zu prüfen. Niemand kann gekündigt werden weil er die Unterschrift verweigert. Wurde die Zustimmungserklärung bereits unterzeichnet, kann sie bei den großen Wohnungsunternehmen in der Regel widerrufen werden.

Bezeichnenderweise sollen die Mieterhöhungen wenige Monate vor der Veröffentlichung eines neuen qualifizierten Mietspiegels für Witten durchgesetzt werden.

MIETERVEREIN: „BLEIBEN SIE BEI DEN TATSACHEN UND STELLEN SIE SICH IHRER SOZIALEN VERANTWORTUNG!“

Auch die laut WAZ von der Vonovia aufgestellte Behauptung, „die meisten Mieter hätten die Maßnahmen bei einem Treffen im Vorfeld im Übrigen positiv aufgenommen“, ist frei erfunden. Nach Berichten von MieterInnen, die dabei waren, gab es in dem sehr begrenzten Teilnehmerkreis viele Äußerungen von Unmut und Sorgen. Die zum Teil langjährigen MieterInnen fühlten sich von den Vonovia-Vertretern nicht ernst genommen.

Der MieterInnenverein Witten fordert die Vonovia auf, bei der Wahrheit zu bleiben, ihre aktuellen Mieterhöhungen zurückzuziehen und sich der sozialen Verantwortung für die von ihr herbeigeführte drohende finanzielle Überforderung und Vertreibung der MieterInnen zu stellen.