In der Gartenstadt Welheim geht wieder einmal die Anst um. Mitarbeiterinnen der Vonovia haben angedeutet, der Konzern plane den Verkauf der Siedlung. Vonovia-Sprecher Matthias Wulff sagte der WAZ: „Wir prüfen laufend, ob Gebäude in unserem Bestand möglicherweise besser zu anderen Eigentümern passen.“ Mieter machen sich nun Sorgen, der nächste Eigentümer könne sich noch weniger um die Interessen der Bewohner scheren als der jetzige. Vor allem aber wird befürchtet, dass die Vonovia oder ein Zwischenerwerber, die Häuser oder Wohnungen einzeln verkaufen könnten. Die Erwerber könnten dann Eigenbedarf anmelden und den jetzigen Mietern kündigen.
„Müssen wir Vonovia-Mieter schon wieder um die Existenz fürchten?“, fragt Marina Scharnoswki von der Mietergemeinschaft Gartenstadt Welheim, die sich unter anderem gegen die horrenden Heizkostensteigerungen der letzten Jahre wehrt. „Wer von uns kann sich den Kauf der sanierungsbedürftigen Häuser, die nicht mal über eigene Heizungen verfügen, leisten? Wo sollen wir hin, wenn wir von Aufkäufern gekündigt werden? Was passiert mit unseren Senioren, die hier Jahrzehnte gelebt haben? Familien werden durch einen möglichen Verkauf auseinandergerissen! Wir brauchen Antworten, und zwar jetzt!“
Die Mietergemeinschaft Gartenstadt Welheim und der sie unterstützende MieterInnenverein Witten u. Umg. e. V. haben sich deshalb in einem Schreiben an den Vonovia-Vorstand gewandt. (siehe anbei) Sie verlangen unverzüglich Auskunft darüber, ob die Vonovia einen Verkauf der Wohnlage plant, und wenn ja, auf welche Weise.
„Wir haben im Ruhrgebiet zahlreiche schlechte Beispiele dafür, wie Einzelprivatisierungen den sozialen Zusammenhalt und das Erscheinungsbild denkmalgeschützter Arbeitersiedlungen zerstört haben“, sagt Knut Unger von MieterInnenverein Witten und Mieterforum Ruhr. „Selbst wenn es glimpflich abläuft, bleiben immer wieder Menschen auf der Strecke. Die aufgekauften Häuser entwickeln sich leicht zu Schuldenfallen. Manche werden zu Schrottimmobilien. Wir haben im Ruhrgebiet aber auch eine Tradition solche Entwicklungen zu verhindern. Mieterschaft und Stadtöffentlichkeit müssen zusammenstehen, um die Zerschlagung von Welheim zu verhindern. Wenn Verkauf, dann an eine Genossenschaft oder an ein städtisches Unternehmen.“
Diesem Gedanken kann Sven Hermens, Vertrauensperson des MieterInnenvereins Witten in Bottrop und zugleich Oberbürgermeisterkandidat der Linken, viel abgewinnen. „Die Privatisierung ehemaliger Werkswohnungen hat den Miethai Vonovia überhaupt erst möglich gemacht. Es ist jetzt höchste Zeit diesen Fehler wieder gutzumachen. Wenn es eine Chance gibt, die Gartenstadt zu einem akzeptablen Preis in öffentliches Eigentum zu bringen, dann sollten wir sie nutzen. Wegen des Denkmalschutzes, wegen der Stabilisierung der Mieten, wegen der dringend nötigen bezahlbaren Klimasanierung, vor allem aber wegen der vielen Menschen, die hier ihre Heimat haben. Deshalb sollet auch geprüft werden, ob durch eine soziale Erhaltungssatzung Verdrängung verhindert werden kann.“
Um die Mieterinnen für alle Fälle abzusichern, fordern Mieterverein und Mietergemeinschaft, dass die Vonovia die Möglichkeit der Kündigung wegen Eigenbedarfs durch Zusätze zu den Mietverträgen ausschließt.
Für Samstag, den 2. August rufen Mieterverein und Mietergemeinschaft zu einer Mieterversammlung am Bunker an der Flöttestraße auf. Beginn 15 Uhr.