Nr. 36


Pleiger stellt auf stur  

Von NS-Verbrecher gegründete Firma verweigert Entschädigung 

Zahlt endlich!“ forderte die Wittener „Bürgerinitiative gegen Zwangsarbeit“ am 6. Juni bei einer Kundgebung vor dem Werkstor der Paul Pleiger GmbH & Co KG im Hammertal. Anlass: Pleigers hartnäckige Weigerung, dem Stifterfonds der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter beizutreten.

Bereits am Tag zuvor hatten Mitglieder der BI Flugblätter im Hammertal verteilt. Dabei erfuhren sie von älteren EinwohnerInnen, dass sie schon mal Unterschriften FÜR Paul Pleiger, den Firmengründer, gesammelt hatten. Das war Anfang der 50er Jahre, als Pleiger in Landsberg in Kriegsverbrecherhaft saß. Die HammertalerInnen wollten ihm helfen, vorzeitig entlassen zu werden. 

Pleiger war neben Krupp der einzige Wirtschafts-Manager, der in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Als Geschäftsführer der „Reichswerke Hermann Göring“ (heute Salzgitter AG) und als Chef der „Reichsvereinigung Kohle“ hatte Pleiger entscheidenden Anteil an der Verschleppung russischer Männer, Frauen und Kinder zur Zwangsarbeit nach Deutschland. Auch in der eigenen Hammertaler Firme gab es einige Hundert ZwangsarbeiterInnen, was sich leider nicht strafverschärfend auswirkte. Nach nur drei Jahren konnte Pleiger zurückkehren und die wirtschaftlichen Früchte seiner Verbrechen genießen.

Bei der Kundgebung stellte die Firmenleitung auf stur, verweigerte auch den Medien jedes Gespräch. Bislang hatte die auf den internationalen Märkten operierende Firma Erfolg mit ihrer skandalösen Weigerung, sich ihrer historischen Verantwortung zu stellen.



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(c) MieterInnenverein Witten 10/2001.  Knut Unger