Nr. 34 |
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Zum Beginn des nächsten Jahres wird es einen neuen Mietspiegel für Witten geben. Derzeit befragt das Bochumer Institut INWIS die Vermieter nach der Höhe der Mieten, der Qualität und der Ausstattung der freifinanzierten Mietwohnungen. Nach der Auswertung dieser Stichprobe wird die erste wissenschaftliche Erhebung der Miethöhen in Witten überhaupt vorliegen. Bezahlt wird die Erhebung - knapp 70.000 DM - ganz überwiegend aus Zuschüssen der Wittener Wohnungswirtschaft. Über das zusätzliche Arbeitsaufkommen für die Stadt hinaus entstehen der Kommune kaum Kosten.
Die Erstellung des ersten Wittener Erhebungsmietspiegels
bedeutet nicht nur viel Arbeit für das beauftragte INWIS-Institut. Von der
Auswahl dieses Instituts bis zu der Frage, wie die Ergebnisse handhabbar
dargestellt werden, stimmte und stimmt ein „Arbeitskreis Mietspiegel“ die
wichtigen Schritte ab. Ihm gehören Vertreter aller Beteiligter an. Die
intensivere Diskussion wird jedoch in einem kleinen Ausschuss von Stadt,
Wohnungswirtschaft, Vermietern und MieterInnenverein geführt.
Zunächst wurde ein Fragebogen für die Erhebung erarbeitet. Auch wenn das
Ergebnis manchen Vermietern etwas Mühe bereiten wird: Besser als in anderen
Städten ist es gelungen, tatsächlich nach solchen Qualitäten der Wohnungen
zu fragen, die für alle Mieter wichtig sind.
Dazu gehört zum Beispiel der Energiebedarf eines Hauses. Er beeinflußt die
Heizkosten der Mieter. Es war gar nicht leicht, hierfür Fragen zu finden, die
nicht jede unsinnige Dämm-Maßnahme zu einer Besonderheit erklären, sondern
tatsächlich die Kosten- und Umweltwirkungen erfasst. Ob sich das jetzt schon
in Mietunterschieden ausdrückt, wird die Erhebung zeigen.
Wirklich gut wird man den Heizbedarf erst dann erfassen, wenn es Wittener
Energiekennziffern oder eine möglichst vollständige Übersicht über die
Haustypen und die für sie passenden Modernisierungsmaßnahmen gibt. Einhellig
stimmten die Wohnungsunternehmen dem Vorschlag des MieterInnenvereins zu, nach
Abschluss der Mietspiegelerstellung derartige Informationsgrundlagen zu
erarbeiten.
Eine zweite aufwendige Aufgabe des „kleinen Arbeitskreises“ ist die
Erstellung eines Lagekatasters für die Wohnungen in Witten. Der Arbeitskreis
einigte sich auf wenige Kriterien. Der Teufel liegt aber im Detail. Bei der
Zuordnung der einzelnen Straßen werden zusätzliche Experten befragt. Auch zu
diesem Punkt zeigten sich viele Informationsdefizite in Witten. Zum Beispiel
gibt es keinen Lärmkataster.
Der entscheidende Arbeitsschritt folgt aber erst, wenn im Oktober/November die
Ergebnisse der Vermieterbefragung vorliegen. Dann muss beraten werden, welche
Merkmale tatsächlich zu unterschiedlichen Mieten am Markt führen. Und: wie
die Ergebnisse verständlich aufgearbeitet werden.
Das Ergebnis wird wesentlich verbindlicher sein als die bisherigen
Mietspiegel. Teure Gutachten im Mietprozess werden hoffentlich nicht mehr nötig
sein. So mancher Gang zum Gericht wird überflüssig. Die Sozialhilfe kann
sachkundiger festgesetzt werden, auch Mietwucher kann leichter verfolgt
werden.
Ein Mietspiegel bildet freilich lediglich die am Markt gezahlten Mieten ab.
Gerade weil dies die erste Erhebung in Witten ist, sind weder Mieter noch
Vermieter vor Überraschungen sicher. Vor positiven wie negativen.
(c) MieterInnenverein Witten 2000. Knut Unger