Es geht also doch! Witten erhält eine an
spruchsvolle Mietspiegelerhebung. Am runden Tisch beraten MieterInnenverein,
Stadt und Wohnungswirtschaft sachlich und konstruktiv, ja entdecken sogar
gemeinsame Ziele. Vor der letzten Kommunalwahl wäre das undenkbar gewesen.
Jahrelang war der MieterInnenverein mit seiner Forderung nach einem
Erhebungsmietspiegel vor die Wand gelaufen. Die SPD machte ihn -
verrückterweise - zeitweise als einen Hauptfeind aus. Dann, nach der verlorenen
Kommunalwahl, brauchte Bürgermeister-Kandidat Lohmann für die Stichwahl die
Unterstützung der Grünen. Die forderten unter anderem einen
Erhebungsmietspiegel als Gegenleistung. Und dann ging es Schlag auf Schlag...
Leider hat sich die Stadtpolitik nicht überall positiv verändert.. Eine
Vereinbarung zur Entschärfung der Straßensatzung wurde von der SPD gebrochen.
Nach wie vor werden Briefe nicht beantwortet, landen wichtige Eingaben in der
Schublade. Ein Grund ist der große Personalmangel in der Stadtverwaltung. Den
kann man aber nicht als Entschuldigung für alles und jedes akzeptieren. Wenn
einerseits Bürgereingaben verschwinden, andererseits problematische Bauanträge
mit bemerkenswertem Zuvorkommen behandelt werden, dann ist etwas faul..
Vielleicht kommt das Erwachen noch rechtzeitig? Die Erfahrung mit dem
Mietspiegel zeigt: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.
Knut Unger
Man darf sich auch mal freuen: Der Wärmeabrechnungstrick der Viterra ist an
der hartnäckigen Arbeit der Mietervereine gescheitert. Der Wohnungskonzern
wurde erneut als Falschabrechner entlarvt. 32.000 Wohnungen sind betroffen. Ein
Teil der erschlichenen Millionen wird jetzt wohl zurückgezahlt.
Der eigentliche Schaden für Viterra liegt aber wahrscheinlich anderswo: In der
Wärmelieferungsbranche ist sie als schwarzes Schaf geoutet. Dabei hatte sie in
diesem Geschäft so viel vor...
Doch auch für Mieter gibt es einen Wermuts-Tropfen: Die Heizölpreise
explodieren, Energieeinsparung wird nicht nur aus Umweltgründen immer
wichtiger. Eine korrekt durchgeführte Nahwärmelieferung ist eine Möglichkeit,
die Heizungsanlagen schneller und besser zu modernisieren. Anders als der
Vermieter, der die Kosten ja nur weiterreicht, hat der echte Wärmelieferant ein
wirtschaftliches Interesse daran, dass die Anlage möglichst sparsam läuft -
und kann durch Investitionen stabilere Preise garantieren.
(c) MieterInnenverein Witten 2000. Knut Unger