RUHRGEBIET. Die Angst geht um bei den Mieter/innen des größten Wohnungskonzerns in Deutschland. Die Veba/Viterra will mindestens 5 Prozent ihres Mietwohnungsbestandes jährlich veräußern.
Nach Informationen aus Dortmund will der Konzern ruhrgebietsweit etwa 6000 Wohnungen aus den 50er bis 80er Jahren verkaufen. Darunter auch Hochhäuser und Sozialwohnungen.
Die Wohnungen werden zuerst den Mietern angeboten. Kaufen die nicht, wird auch an Dritte veräußert. Nach einer Sperrfrist von derzeit 10 Jahren können die neuen Eigentümer wegen Eigenbedarf kündigen. In mehreren betroffenen Dortmunder Siedlungen haben sich Mieterinitiativen gebildet. Etwa 90 Prozent der betroffene Mieter bekundeten auf Unterschriftenlisten, dass sie gegen den Verkauf sind. Dennoch hält der Konzern an seinen Planungen fest.
Neben neueren Wohnungen privatisiert Viterra auch weiterhin typische Berg- und Stahlarbeitersiedlungen. Zum Beispiel in Gelsenkirchen-Hassel und Oberhausen-Alstaden. Auch hier sind die Wohnrechte der langjährigen Mieter in Gefahr.
Die Privatisierung zerstört die sozialen und baulichen Strukturen der Arbeitersiedlungen. Es wird auch abgerissen: In Dortmund-Nette ist ein ganzer Straßenzug mit preisgünstigen Wohnungen betroffen. An ihrer Stelle werden dichtgedrängte Eigenheime errichtet. Nach unternehmensinternen Informationen könnte sich Viterra von ihrem gesamten Altbaubesitz trennen.
Was wann wie und an wen verkauft wird ist Betriebsgeheimnis der Viterra. Wenn die Mieter informiert werden, ist es für Alternativen - etwa die Gründung von Mietergenossenschaften - meistens zu spät. Die Zusage von Veba-Chef Beuth, das Aktionsbündnis rechtszeitig über die Verkaufspläne zu informieren, wurde im November gebrochen. Veba-Manager Dr. Hermes : "So lange Sie die Verkäufe ablehnen, sind solche Informationen sinnlos".
Konsequenz für die MieterInnen im ganzen Ruhrgebiet: Jeder kann der nächste sein! Das Aktionsbündnis fordert: "Stoppt die Verkaufwelle!"
aus: Veba-Mieter-Zeitung NR.1, Februar 2000
c/o Mieterhaus Flöz Dickebank, Ottilienaustr. 3a, 45886 Gelsenkirchen
(c) MieterInnenverein Witten 2000. Knut Unger