
08.12.2000
Bauleitplanung "Zentraler Busbahnhof am HBF Witten"
Bei der Anwohnerversammlung am 27.11.2000 konnten dankenswerter Weise Herr Buresch und Herr Kieselbach vom Planungsamt teilnehmen. Dies hat sehr zu Klärung der vorliegenden Problematik beigetragen. Aufgrund der Diskussion und weiterer Gespräche mit unmittelbaren Anwohnern kommen wir zu folgenden Schlussfolgerungen:
1. Die betroffenen Anwohner an dem Grünstreifen Lessingstraße und die Genossenschaft sollten frühzeitig und auch auf informellem Wege an der Detailplanung beteiligt werden.
2. Es sind erhebliche Lärmbelastungen für Anwohner der Bergerstraße, eines Teils der Lessingstraße und der Bellerlohstraße zu befürchten. Dazu ist frühzeitig - das heißt VOR Einleitung des Bürgerbeteiligungsverfahrens - ein Lärmschutzgutachten vorzulegen. Vorschläge für Lärmschutzmaßnahmen sind auszuarbeiten.
3. Mindestens für den Block Lessingstraße/Bellerslohstraße/Bergerstraße ist ein Bebauungsplan aufzustellen. Ziel des Bebauungsplans sollte eine standortgerechte Mischnutzung sein. Die derzeitige Parkplatzfläche sollte mit einem städtebaulich anspruchsvollen Objekt mit begrenzter Geschosszahl und einer Nutzung als Einzelhandel für den kurzfristigen Bedarf, Gastronomie, Dienstleistung und/oder Büros bebaut werden. Das Gebäude soll sich auf den unmittelbar angrenzenden Busbahnhof und die NutzerInnen des ÖPNV beziehen. Es sollte für die unmittelbaren Anwohner eine Lärmschutzfunktion haben. Denkbar ist ein z.B. zweigeschossiges Gebäude mit Nutzung des Flachdaches als Dachgarten (auch Dachcafé).
Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan sollte möglichst bald erfolgen. Dazu werden wir mit Anwohnern einen Bürgerantrag an den Rat vorbereiten.4. Der Bebauungsplan könnte eventuell um den Bereich westliche Bellerslohstraße erweitert werden.
5. Eine Flächennutzungsplanänderung in den übrigen Bereichen zwischen Berliner Straße und Bellerslohstraße ist überflüssig und sollte nicht erfolgen.
6. Die Zielvorstellung einer langfristigen Umnutzung der jetzigen Postflächen für den Einzelhandel und die damit verbundene FNP-Änderung ist problematisch. Sicherlich handelt es sich um ein Grundstück, das wegen seiner Einbindung in die Fußgängerzone als attraktiver Standort für den Einzelhandel erscheint. Es ist jedoch fraglich, ob sich dieses Grundstück als Fläche für großflächigen Einzelhandel eignet. Derzeit setzen alle am Markt tätigen Investoren in diesem Bereich auf eine direkte PKW-Anbindung mit unmittelbarem Parkhauszugang. Die Erschließung eines weiteren Parkhauses mit höherer Frequenz wäre an diesem Standort jedoch äußerst schwierig, könnte neue Verkehrsregelungen erforderlich machen und zu erheblichen Zusatzbelastungen in Berliner Straße, Poststraße, Steinstraße usw. führen. Wir bitten daher darum, die Zielvorstellung zu überdenken.
7. Einen - denkbaren - Rückbau des sogen. City-Centers würden wir begrüßen, weil er einen städtebaulichen Missstand beseitigen würde. Dabei sollte ein attraktiverer städtischer Raum entstehen. Das Parkhaus ist an dieser Stelle verzichtbar. Es sollte ein komplette Neubeplanung des Grundstückes erfolgen. Die Bildung von "Hinterhof-Garageneinfahrten" sollte vermieden werden.
8. Deutlich geworden ist noch einmal die überragende strategische Bedeutung einer Öffnung der Gasstraße und Verlängerung über die Herbeder Straße hinaus für die Entwicklung der Innenstadt. Eine neue Stadtumgehung, die die Gasstraße nutzt, die Herbeder Straße quert, die Eisenbahnstrecke im Bereich der jetzigen Brachflächen untertunnelt und dann bis zur Kronenstraße/Jahnstraße weitergeführt werden könnte, hätte gleich mehrere Vorteile:
- Entlastung der Ruhr-, Berger-, Breitestraße usw. vom Durchgangsverkehr. Die Bergerstraße könnte auf den notwendigen Ziel- und Quellverkehr konzentriert werden. Daraus ergeben sich neue Handlungsspielräume etwa für die Streckenführung der Straßenbahn und die Gestaltung dieses Stadtraums.
- Rückseitige Andienung des Hauptbahnhofs mit dem Individualverkehr, langfristig eventuell Potentiale für Park & Ride.
- Erschließung der jetzigen Brach- und Neubauflächen westlich der Bahnlinie (Drei Könige u.a.). Es handelt sich um für die Stadt bedeutende Entwicklungsflächen, für die bislang jede Erschließungslösung fehlt.
- Erschließung weiterer brachfallender Flächen des Ausbesserungswerkes östlich der Bahnlinie.
- Verkehrsberuhigung der dicht bewohnten Breite Straße mit sehr guten Potentialen für eine attraktive Stadterweiterung zwischen Bahnhofstraße und Karl-Marx-Platz.Generell wäre eine solche Achse notwendige Voraussetzung der von uns geforderten nachhaltigen Entwicklung der Flächen im Bereich Witten West.
Die Kosten- und Eigentümerproblematik ist uns bewusst.
Um Fehlentwicklungen - die bereits eingeleitet sind - zu verhindern, sollte jedoch baldmöglichst eine Klärung der städtebaulichen Ziele in diesem Bereich erfolgen und die Flächen sollten planungsrechtlich gesichert werden.9. Wir können nicht nachvollziehen, dass die für die Stadt so wichtigen Investitionen am Hauptbahnhof dadurch gefährdet werden, dass die Refinanzierung des geringen Eigenanteils aus Grundstücksverkäufen am Kornmarkt in Frage gestellt wird. Initiativen, die sich gegen die Absicht wenden, die Verkaufserlöse für das Stopfen von Haushaltslöchern zu verwenden, könnten wir unterstützen.
Fragen, Disskussionsbeiträge oder Anregungen?
mailto:stadtforum@mvwit.de
(c) MieterInnenverein Witten 2000. Knut Unger